Interview mit Stefan Veit

Frage & Antwort

 

Frage:  Wie sind Sie zur Improvisation gekommen ?

Antwort:  Ich habe schon immer am Klavier improvisiert, manchmal zum Leidwesen meiner ersten, klassischen Klavierlehrerin. Damals war ich 9 oder 10 Jahre alt und wollte viel lieber Beatles Songs spielen, aber es gab - im Gegensatz zu heute - keine Noten dafür. Also habe ich versucht, mir die Songs selbst beizubringen. Zum Glück stand in unserem Wohnzimmer das Klavier direkt neben der Stereoanlage !

So konnte ich viel von Schallplatten abhören.


Frage:  Aber Beatles Songs zu spielen bedeutet ja nicht unbedingt, dass man improvisiert ?

Antwort:  Bald darauf lieh mir ein Freund eine LP aus, nämlich „Blues from Laurel Canyon“ von John Mayall. Also brachte ich mir den ersten Blues auch selbst bei, dabei entdeckte ich auch zum ersten Mal die Bluestonleiter und begann zu improvisieren.


Frage:  Wie kamen Sie später dazu, Jazz sogar in Amerika zu studieren ?

Antwort:  Als Teenager begann ich in Bands zu spielen, das war meine Freizeitbeschäftigung als Gymnasiast. Später kam das klassische Musikstudium an der Musikhochschule in Karlsruhe und ich hatte dabei das Verlangen, nicht nur meine klassische Technik zu verbessern, sondern mich auch im Bereich des Jazz und der Popularmusik weiterzuentwickeln.

Ich hatte damals einen Brieffreund, der bei den Wiener Symphonikern spielte und ihm schrieb ich von meinem Problem, dass es an der Musikhochschule keine Anregungen in Sachen Jazz gab. Er vermittelte mir den Kontakt zu Fritz Pauer, dem wohl ausser Joe Zawinul bekanntesten österreichischen Jazz Pianisten.

Daraufhin fuhr ich nach Wien und spielte ihm vor und er gab mir sogar kostenlosen Unterricht !

Er riet mir zu dem Studium an der Berklee School und von ihm bekam ich sogar das Empfehlungsschreiben, das ich zur Immatrikulation in den USA benötigte. Dies war im Jahre 1978 !


Frage:  Haben Sie von da an nur noch Jazz gespielt ?

Antwort:  Nein, es handelte sich zunächst nur um eine einjährige Beurlaubung von meinem Studium in Karlsruhe.

Ich habe mein Klassik-Studium bis zum Abschluss weitergemacht und bin später nochmals nach Berklee zurückgekehrt, um dort auch ein Diplom zu erhalten.


Frage:  Was haben Sie in Berklee gelernt ?

Antwort:  Natürlich gibt es in Berklee viele Möglichkeiten zum Zusammenspiel mit anderen Musikern und sehr gute Arrangierkurse, aber was ich eigentlich dort erfahren habe war, wer für mich der beste Lehrer ist: Kurz vor meinem Rückflug nach Deutschland im Jahre 1979 empfohl mir mein Berklee Piano Lehrer Jeff Covell

seinen Lehrer Charlie Banacos als weitere Fortbildungsmöglichkeit. Dieser unterrichtete nicht an der Schule, sondern privat. Ich hatte dann während der Sommerferien ein paar Stunden bei ihm und war begeistert. Er hatte mich auch dazu ermuntert, mein Berklee Studium später fortzuführen.


Frage:  Sie waren auch für kürzere Zeit bei Jaki Byard im Unterricht.

Was haben Sie bei ihm gelernt ?

Antwort:  Bei ihm lernte ich Einiges über Solo Jazz-Piano. Er kannte sich auch in den älteren Jazz Stilen sehr gut aus. Wir spielten aber auch gemeinsam Jazz-Standards auf zwei Instrumenten. Ich durfte auf seinem Flügel spielen und er spielte auf seinem Rhodes-Piano im Wechsel mit mir.


Frage:  Herr Veit, man könnte Sie ja dann als Weltreisenden in Sachen Musik bezeichnen ?

Antwort: (lacht) Ja, aber das ist schon ein paar Jahre her.....

Ich glaube, ich bin jetzt etwas ruhiger geworden, mehr „ge-settled“.


Frage:  Sie unterrichten ja viele Schüler, haben Sie da überhaupt noch Freude am eigenen Spielen ?

Antwort:  Sehr gerne stehe ich für Auftritte zur Verfügung. Ich habe mich in den letzten Jahren wieder mehr dem Jazz zugewandt und fühle mich dabei „zuhause“.